Elisabeth erhielt im September 1822 einen Brief von Marie Louise, der zweiten Ehefrau Napoleon Bonapartes, die nach dessen Tod im italienischen Exil als Herzogin von Parma lebte.
Elisabeth bedankt sich in ihrem Antwortschreiben vom 11./12. September 1822 und zeigt sich erfreut darüber, dass die ehemalige Kaiserin von Frankreich mit ihrem neuen Leben fernab vom höfischen Glamour so zufrieden ist. Es ist erkennbar, dass sich auch die Zarin nach einem einfachen Leben ohne höfische Zwänge sehnt.
Unterzeichnet ist der Brief mit „la bonne Soeur“ – also ‚Schwester‘ bzw. ‚Nonne‘.
Zarin Elisabeth Alexejewna
Handgeschriebener Brief von 1822
La bonne Soeur
64 Taschen
Oktober 2019
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Prinzessin aus Deutschland
Auf der Suche nach einer standesgemäßen Ehefrau für ihren Enkel, den zukünftigen Kaiser Alexander I. Pawlowisch Romanow, wurde Zarin Katharina die Große auf die Prinzessin Luise Marie Auguste von Baden (*1779) aufmerksam. Sie lud die junge Frau 1792 'zur Ansicht' an den russischen Zarenhof ein.
Für die Erziehung des jungen Großfürsten hatten nicht die Eltern gesorgt, sondern seine Großmutter. Doch blieb die Ausbildung des Thronfolgers in der Staatskunst unvollständig, denn Zarin Katharina erschien es wichtiger, die dynastische Zukunft zu sichern.
Katharina, selbst als deutsche Prinzessin an den Zarenhof verheiratet, war von Luises Schönheit, Anmut und Charme beeindruckt. Auch der 15-jährige Zarewitsch Alexander und die erst 14-jährige Luise fanden Gefallen aneinander, was damals für arrangierte Verbindungen eine große Ausnahme darstellte. Die Hochzeit fand im Oktober 1793 im Winterpalast in St. Petersburg statt. Die Braut, die vorher russisch gelernt hatte und zum russisch-orthodoxen Glauben konvertiert war, trug nach der Heirat Titel und Namen Großfürstin Elisabeth Alexejewna.
Leben am Zarenhof
Elisabeth war in einem behüteten und familiären Umfeld aufgewachsen und fühlte sich besonders ihrer Mutter verbunden. Am badischen Hof wurde die Prinzessin sorgfältig erzogen, allerdings nicht auf ihre zukünftige Rolle als Zarin eines riesigen Reiches vorbereitet. Sie beherrschte Deutsch und Französisch und erhielt Unterricht in Geschichte, Geographie, Philosophie, sowie in französischer und deutscher Literatur. Doch da ihre Familie nicht sonderlich reich war, lebte man in eher bescheidenen Verhältnissen, gemessen an fürstlichen Standards.
Elisabeth war zunächst beeindruckt von der Pracht des Zarenhofes, musste aber bald feststellen, dass Intrigen das höfische Leben bestimmten. Die junge und naive Frau, gewöhnt an ein liebevolles Elternhaus, war auf diese Art von Leben nicht vorbereitet, sie fühlte sich verlassen und einsam in einer ihr fremden Umgebung. Wegen ihres zunehmend introvertierten Wesens war sie am russischen Hof nicht sehr beliebt.
Nur die Liebe zu ihrem Mann gab ihr Halt. Sechs Monate nach der Hochzeit schrieb sie an ihre Mutter: „Ohne meinen Mann, der mich als einziger glücklich macht, wär ich bereits tausend Tode gestorben.“
In den ersten Ehejahren, solange Alexander noch Thronfolger war, war das Zusammenleben des royalen Paars durchaus glücklich. Nachdem Alexander im Jahr 1801 zum Zar gekrönt wurde, begann er jedoch, Elisabeth zu vernachlässigen und zog sogar offiziell zu seiner Geliebten, Prinzessin Maria Naryshkina, in deren Palast.
Aus der Ehe des Zarenpaars gingen 2 Töchter hervor, die tragischerweise beide im Kindesalter starben. Der Zar zeugte zahlreiche weitere uneheliche Kinder, von denen er neun anerkannte, unter anderem in den Jahren 1806 bis 1813 drei Kinder mit der Prinzessin Naryshkina.
Der Wiener Kongress
Nach dem Sturz Napoleons im Frühjahr 1814 sollte eine dauerhafte europäische Nachkriegsordnung beschlossen werden. Dazu waren alle am Krieg beteiligten Staaten zum 'Wiener Kongress' eingeladen, Zar Alexander war einer der Hauptakteure. Von September 1814 bis Juni 1815 wurde Wien zum politischen Zentrum des Kontinents. Eingeladen hatte Kaiser Franz I. von Österreich, die diplomatisch heikle und schwierige Organisation dieser unvergleichlichen Großveranstaltung lag bei seinem Staatskanzler Metternich.
Die Gastgeber bemühten sich, den Aufenthalt der Kongressteilnehmer möglichst angenehm zu gestalten. Die schier endlose Reihe geselliger Ereignisse, Bälle und sonstiger Vergnügungen veranlasste einen aufmerksamen Beobachter zu folgendem berühmt gewordenem Bonmot:
"Der Kongress tanzt, aber er geht nicht weiter" ("Le congrès danse beaucoup, mais il ne marche pas").
Herausragend war ein grandioser Bal Paré, den das österreichische Kaiserpaar am 9. Oktober 1814 in der Wiener Hofburg gab. Dazu wurde die Winterreitschule in einen glitzernden Eispalast aus Kristall und Silber verwandelt mit riesigen Spiegeln, die das Licht zehntausender Kerzen reflektierten. Die Gäste beiderlei Geschlechts trugen Galakleidung und prunkten mit kostbarstem Geschmeide. Zarin Elisabeth, die ihrem Gatten nach Wien gefolgt war, erregte Aufsehen, als sie mit dem berühmten Schmuck Katharinas der Großen erschien.
Spätes Eheglück
1819 beendete Alexander seine außerehelichen Amouren und wandte sich wieder seiner Ehefrau zu. Die Furcht vor einer Verschwörung gegen das Haus Romanow verdüsterten den Gemütszustand des Zaren zunehmend. Er versöhnte sich mit der so lange vernachlässigten Elisabeth, die trotz aller Fehltritte ihres Mannes stets seine Freundin geblieben war. So fanden beide in den letzten Lebensjahren in gegenseitigem Respekt und Zuneigung wieder zueinander.
Im September 1825 trat das Zarenpaar - beide waren körperlich angeschlagen- eine Erholungsreise auf die Krim an. Dort wurde Alexander von einem Fieber befallen, an dem er wenig später am 1. Dezember starb. Elisabeth überlebte ihren Mann nur um knappe 6 Monate, sie starb im Alter von 47 Jahren in St. Petersburg.