Die Filmdiva Marlene Dietrich feierte ab Anfang der 1950er bis Ende der 1970er Jahre als Sängerin Triumphe auf den Bühnen der Welt mit ihrer ‚One-Woman-Show‘. Über 20 Jahre nahm sie internationale Engagements wahr und war ständig auf Tournee.
Mit ihrem Brief vom November 1963 sagte sie dem Opern-Intendant Rolf Liebermann ab , der sich seit einiger Zeit intensiv bemüht hatte, sie zur Mitwirkung in seiner Inszenierung der Operette ‚Die Fledermaus‘ zu gewinnen.
Der Brief trägt den Briefkopf ihrer Pariser Privatadresse 12, Avenue Montaigne, wurde aber in London verfasst: „Nehme Platten auf, bin in London. …… Muss die Idee der Fledermaus aufgeben. Zu viel Arbeit in Amerika. Viele Grüsse Marlene“.
Marlene Dietrich, Schauspielerin & Sängerin
Handgeschriebener Brief von 1963
Mostly Vamp
54 Taschen
offen
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Marie Magdalene ‚Marlene‘ Dietrich, 1901 in Berlin geboren, avancierte ab den 1930er Jahren als erste deutsche Künstlerin zum Weltstar und zur Stilikone. Über Jahrzehnte hinweg verkörperte sie als umschwärmter Film- und Bühnenstar Glamour, Eleganz und Perfektion.
Ihren internationalen Durchbruch als Schauspielerin feierte Marlene 1930 mit der Rolle der Hafendirne und Tingeltangel-Diseuse Lola Lola im Film ‚Der blaue Engel‘ unter der Regie von Josef von Sternberg. Ihre mit gutturaler Stimme vorgetragenen Chansons "Ich bin die fesche Lola" und "Ich bin von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt" wurden Weltschlager.
Der amerikanisch-österreichische von Sternberg besorgte der noch weitgehend unbekannten Dietrich einen Vertrag bei der amerikanischen Paramount. In Hollywood verwandelte sich die deutsche Schauspielerin unter der Anleitung ihres kongenialen ‚Lichtzauberers‘ und mit der Hilfe begnadeter Kostüm- und Maskenbildner in eine glamouröse Filmdiva. Die Kamera liebte ihr Gesicht: es war wunderschön, strahlend, unwirklich, perfekt. Alle ihre Filme wurden zu Kassenschlagern. So entstand das lebenslange Bild der Ikone Dietrich.
Dann kam der Schock: Im Mai 1937 brandmarkte der mächtige Verband der amerikanischen Kinobesitzer eine Reihe prominenter Schauspielerinnen als ‚Kassengift‘ und rief landesweit zum Boykott ihrer Filme auf. Darunter die ‚göttliche‘ Greta Garbo, Joan Crawford und – Marlene Dietrich. Die Leinwandgöttin war plötzlich arbeitslos.
Doch dann gelang ihr 1939 ein furioses Comeback mit einem Rollenwechsel in der Westernkomödie ‚Der große Bluff‘ (‚Destry rides again‘) an der Seite von James Stuart. Die Saloon-Sängerin Frenchy (Dietrich) liefert sich darin mit einer Gegenspielerin eine heiße Kampfszene. Für den Dreh waren bereits Stuntfrauen engagiert worden. Dietrich bestand darauf, die Szene selbst zu spielen, das Studio sorgte dafür, dass ein großes Aufgebot von Presseleuten beim Dreh am Set anwesend war. Die beiden Frauen kreischten, traten sich gegenseitig, rissen sich die Haare büschelweise aus, schlugen und kratzten und wälzten sich auf dem schmutzigen Boden des Saloons. Bis Destry (Stuart) zwischen sie trat und einen Eimer Wasser über ihnen ausleerte.
Dieser Kampf und der ungeheure Presserummel darüber machten den Western an den Kinokassen zu einem Dietrich-Film. Der Erfolg des Films lag auch an der hochklassigen Musik. Der berühmte Tonfilmkomponist Friedrich Hollaender schrieb für diesen Film den Song Boys in the Backroom. Hollaender hatte bereits die Filmmusik für den ‚Blauen Engel‘ komponiert. Boys in the Backroom gehörte später zum ständigen Konzertrepertoire von Marlene Dietrich.
Am 9. Juni 1939 legte Dietrich die deutsche Staatsbürgerschaft ab und nahm die US-amerikanische an. Nachdem sie den Eid abgelegt hatte, lächelte sie in die Kameras des Los Angeles Herald Examiner und erklärte strahlend: „Ich bin glücklich, eine Nichte von Uncle Sam zu sein.“
Als Amerika in den 2. Weltkrieg eintrat, wollte Marlene unbedingt ihren Beitrag für den Kampf gegen Hitler und die Nazis leisten, die sie inbrünstig verabscheute. Sie sagte zu, für die USO (United Service Organizations) aufzutreten. Die USO sollten die Truppen mit einem Unterhaltungsprogramm moralisch unterstützen, egal, wo sie stationiert waren. Mit stimulierenden Nummern von bekannten Stars sollte der Kampfgeist gestärkt und den GIs Ablenkung zwischen den brutalen Fronteinsätzen geboten werden. Die Tochter eines Berliner Polizeioffiziers, die sich selbst immer mit Stolz als ‚Soldatentochter‘ bezeichnete, war jetzt in ihrem Element. Stets ‚gefechtsbereit‘, trat sie gemeinsam mit anderen Künstlern als Sängerin für ihre ‚Boys‘ möglichst nahe an der Front auf.
Ihre Garderobe war ein einfaches Zelt, in dem sie sich nur mühsam umziehen konnte, um sich in jene Diva zu verwandeln, von der die Gis träumen sollten. Die Umstände waren denkbar primitiv, es gab keine künstliche Beleuchtung, oft nicht einmal eine Bühne, manchmal musste die Ladefläche eines Lastwagens als Bühne herhalten. Der Alltag hinter der Front war hart, es gab kein fließendes Wasser, mehrmals geriet sie in Lebensgefahr. Oft musste Marlene die Soldaten zweimal am Tag für mehrere Stunden unterhalten. Aber die ‚preußische Amerikanerin‘ erfüllte völlig frei von Starallüren ihre Pflicht – und der begeisterte Applaus der GIs machte alles wieder wett. Auf die Rückseite eines Fotos, auf dem die GIs zu ihren Füßen hockten, schrieb sie voller Stolz:
‚Sinatra never had an audience like that.‘
Als Anerkennung für ihren schonungslosen Kriegs-Einsatz wurde ihr 1947 von US-Präsident Harry S. Truman die ‚Medal of Freedom‘ verliehen, eine der beiden höchsten zivilen Auszeichnungen der USA.
Das Jahr 1953 markierte den Beginn der zweiten Weltkarriere der Dietrich. Die ‚schönste Großmutter der Welt‘ wechselte ins Chanson- und Diseusen-Fach. Mit ihrer ‚One-Woman-Show‘ bespielte sie alle großen Bühnen der Welt – von Las Vegas bis Moskau.
Von der Filmdiva, die in jedem ihrer Filme ein Lied gesungen hatte, war es ein relativ einfacher Weg zur Chansonsängerin. Den Auftakt bildete ein Vertrag mit dem größten Hotel in Las Vegas. Nach einer Benefizveranstaltung, bei der sie mit großem Erfolg aufgetreten war, bot ihr das Sahara Hotel für ein dreiwöchiges Engagement 30.000 Dollar pro Woche, die höchste Gage, die dort bis dahin gezahlt wurde. Das Sahara verlängerte das Engagement für das darauffolgende Jahr, gleichzeitig hatte sie Bühnenshows im Café de Paris, einem der exklusivsten Nachclubs Londons.
Marlene hatte stets die Fähigkeit, sich selbst in der dritten Person zu sehen: ein Produkt der Meisterklasse, das ständig auf kleinste Fehler überprüft wurde, die sofort korrigiert und verbessert wurden. Die lebenslange Preußin verschrieb sich jetzt mit Leib und Seele der Perfektion ihres Bühnen-Handwerks, genauso wie beim Film. Es war ihr bewusst, dass die Kostüme bei den Bühnenauftritten eine entscheidende Rolle spielen würden. Marlene wusste genau, was sie wollte: „Ein Kostüm, in das sich alle Frauen hineinträumen und aus dem alle Männer ihre Frau im Traum entkleiden.“
Im Gepäck hatte Marlene 3 Kleider, dasselbe Modell in Schwarz, Weiß und Gold. Gemeinsam mit dem Kostümdesigner Jean Louis (den Chefdesigner lieh sie sich gegen Honorar bei der Columbia aus) hatte sie ein Modell kreiert, das fast alles verriet und doch das Wesentliche verbarg, ein sensationelles ‚Nacktkleid‘. Als Stoff wurde ein festes, elastisches Tüllgewebe (Soufflé) gewählt, das sich perfekt um den Körper formen ließ. Der Oberkörper war unter dem Tüll so gut wie nackt, nur an den Brüsten verbargen Pailletten und Kristallsteine die entscheidenden Stellen. Über die Anproben berichtete Jean Louis bewundernd, dass Marlene „bewegungslos acht oder neun Stunden am Tag vor den Spiegeln gestanden“ habe, während er und die Näherinnen und Stickerinnen „an ihr die Kleider nähten“.
Die Londoner Presse geriet über diese atemberaubenden Kreationen völlig aus dem Häuschen und feierte sie als „die höchste Errungenschaft der Theaterwelt seit der Erfindung der Falltür“.
Ihr musikalischer Begleiter war ab 1955 für fast 10 Jahre der junge amerikanische Pianist und Komponist Burt Bacharach. Er unterstütze sie dabei, ihre Auftritte in die Bühnenshow einer ausdrucksstarken Künstlerin zu verwandeln. Ihr Repertoire bestand aus Evergreens, teilweise Lieder aus ihren Filmen, wie ‚Falling in Love again‘ und ‚See what the Boys in the Back Room will have‘ über ‚Lili Marlen‘ bis zu ‚Where have all the Flowers Gone‘ und ‚Laziest Gal in Town‘.
Bei komplizierteren Melodien musste die Sängerin wegen des mangelnden Stimmumfangs und der fehlenden Gesangsausbildung den Text im Sprechrhythmus vortragen. Dieses Handicap verwandelte sie aber in Pluspunkte: Sie sang nicht, sondern trug die Lieder mit ihrer rauchigen Stimme in einem Sprechgesang vor. Die Choreografie dazu hatte sie selbst entwickelt. Jede Handbewegung, jede unmerkliche Drehung des Kopfes, jeder Wimpernschlag, jede Atempause waren bis ins Detail ausgeklügelt bis hin zum perfekt ausgeleuchteten Podium – nichts wurde dem Zufall überlassen und betonte das Image des Vamp.
Auf der Bühne war die Dietrich eine bessere Schauspielerin als je in einer Filmrolle. Sie trat nun nicht mehr in Klubs, sondern nur noch in großen Theatern auf. Im Alter zwischen 65 und 72 Jahren gab sie trotz großer Schmerzen in den Beinen 65 Vorstellungen im Jahr - das schaffte sie nur Dank ihrer absoluten Professionalität und Routine. Bis zu ihrem 75. Lebensjahr tourte der Star durch die ganze Welt. Sie war die erste deutsche Künstlerin, die nach dem Zweiten Weltkrieg in Russland auftrat. Sie war auch die erste Sängerin, die in Israel deutsche Texte auf der Bühne singen durfte.
1976 verließ Marlene die Bühne für immer. Die restlichen 13 Jahre ihres Lebens verbrachte die ‚lebende Legende‘ völlig zurückgezogen in ihrem Pariser Apartment, nur der Zugehfrau und ihrer engsten Familie gewährte sie Zutritt. Mit der Welt hielt sie Kontakt über das Telefon.
Sie starb 1992 in Paris. Marlene wurde nach einer großen Trauerfeier in ihrer Pariser Lieblingskirche Madeleine unter starker Anteilnahme der Bevölkerung auf dem Friedhof Schöneberg in Berlin beigesetzt. Die Grabstätte gehört zu den Ehrengräbern des Landes Berlin.
Zeit ihres Lebens umgab die Dietrich eine ganz besondere Aura, sie hatte die außerordentliche Begabung, bei großen Menschenmengen Respekt zu erzeugen. Sie selbst beurteilte das Geheimnis ihres Erfolgs sehr pragmatisch:
„Secret? No secret at all. I work hard, that is all. People say that I have some sort of "quality" - well, maybe I have. How am I to know that? All I know is that I walk onto a stage, stand still, and sing. I think it is Dietrich the woman they like – rather than Dietrich the singer. They pay to see me for what I am.“
Weitere spannende Informationen zu Marlene Dietrich finden Sie unter der SEKRÈ-Edition 'Femme Fatale No. 1':
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